Ein Beitrag von Anna Scherer, 3. Fachsemester DFM
Beim Frühlingsatelier des Master- und Doktorandenprogramms der Universität Heidelberg und der EHESS vom 30. bis zum 01. April 2023 erlebten die Teilnehmer ein kleines Abenteuer: Die kulturelle Vielfalt des Pariser Studentenlebens stand auf dem Programm. Wir blicken auf drei ereignisreiche Tage zurück.

Vom Mittelalter bis zur Neuzeit
Seien es Projekte über Jugend und Geschlecht im Mittelalter, das koloniale Louisiana im 18. Jahrhundert, spanische Militäringenieure im Amerika der Frühen Neuzeit, jüdische Studenten aus Osteuropa in Paris im 20. Jahrhundert, Hochstaplerinnen in der Weimarer Republik oder Diplomaten in Frankreich: Die Vielfalt beim Atelier deutete sich bei den Projektvorträgen der Studenten und Doktoranden bereits an. Bei den Diskussionen und Referaten durften auch manche Dozenten von der EHESS außerhalb des deutsch-französischen Master- und Doktorandenprogramms als Gäste einen Einblick in das Atelier gewinnen.
Von Kambodscha über Tunesien bis nach Kuba
Spannende Eindrücke ergaben sich ebenfalls beim thematischen Schwerpunkt des Ateliers. Die Studenten des Masterstudienganges führten die Zuhörer durch die Welt der „Cité Internationale Universitaire de Paris“. Die 1925 gegründete Studentensiedlung im 14. Arrondissement der französischen Hauptstadt beherbergt jährlich Tausende Nachwuchswissenschaftler, Doktoranden und Studenten aus aller Herren Länder und unterstützt sie so bei ihren Forschungsaufenthalten in Frankreich. Sie kann auf eine faszinierende Geschichte zurückblicken. Sie wurde mit dem Gedanken der Völkerfreundschaft, des internationalen Austausches und des Friedens kurze Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges von Seiten von Industriellen und Philanthropen ins Leben gerufen. Sie umfasst unterschiedliche Häuser, die jeweils einer Nation zugeteilt sind (Deutsches Haus, Tunesisches Haus, Niederländisches Haus etc.), wobei ihre Bewohner bis zu 50% der jeweiligen Nationalität ihres Hauses angehören, die andere Hälfte stammt von anderen Nationalitäten – so soll der internationale Austausch gefördert werden. Geopolitische Auseinandersetzungen gehen an der Cité Universitaire dabei nicht spurlos vorbei, spiegeln sich in ihr doch die Einteilung der Welt in einen West- und einen Ostblock sowie die Kolonialpolitik der westlichen Herrschaften wider. Einen vertieften Eindruck bekamen die Teilnehmer des Ateliers dabei von der „Fondation Rosa Abreu de Grancher“ (Kuba), dem „Maison de Tunisie“, dem „Maison des étudiants de l’Asie du Sud-Est“ und der „Fondation Deutsch de la Meurthe“. Die Führung machte deutlich, dass Frankreich nur den Bau eines schlicht und neutral gehaltenen Gebäudes für das „Maison de Tunisie“ zuließ, um auf diese Weise einen Baustil nach tunesischem Vorbild und somit den Ausdruck einer tunesischen Identität zu verhindern. Gleichfalls wurde veranschaulicht, dass die „Fondation Deutsch de la Meurthe“ nach englischem Vorbild gebaut wurde. Die Innen- und Außenarchitektur ist inspiriert von Häusern aus Großbritannien. Das „Maison des étudiants de l’Asie du Sud-Est“ orientiert sich im Stil nach den Vorstellungen der Europäer von der Architektur Asiens, denn der Architekt selbst hat dem asiatischen Kontinent niemals einen Besuch abgestattet. Eindrucksvoll war ebenso die prächtig eingerichtete „Fondation Rosa Abreu de Grancher“, ein Haus zusammengesetzt aus kirchlichen Bauelementen und weltlichen architektonischen Bestandteilen. Die prächtigen Salons der Häuser mit ihren schmuckvollen Wänden und herrschaftlich anmutenden Decken versetzten die Zuhörer in Erstaunen.
Ein erfolgreicher Ausklang
Ein gemütliches Essen in „Le Trumilou“ am Quai de l’Hôtel de ville läutete den Abschluss des Frühlingsateliers ein. Auch der Alumniverein HEIPAR bot seinen Mitgliedern ein entspanntes Zusammentreffen durch ein gemeinsames Essen im „Le Mêlécasse“. Es entstanden interessante Gespräche zwischen Studenten, Doktoranden und Dozenten über das Pariser Studentenleben, die Ereignisse des Ateliers und die unterschiedlichen Recherchethemen der Teilnehmer. Wir freuen uns auf das nächste Atelier in Heidelberg im Dezember.
Dank gebührt an dieser Stelle allen Organisatoren des Ateliers, Programmverantwortlichen und Mitwirkenden: Sven Externbrink, Sebastian Schütte, Florian Pfeiffer, Emmanuel Saint-Fuscien, Julien Blanc und insbesondere Jakob Fesenbeckh.


